tiss: 034.016 Feministische Technikforschung
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Alle Inhalte, sofern nicht bei einzelnen Elementen anders vermerkt, wurden von Andrea Ida Malkah Klaura unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz erstellt.Wissenschaft und Technik (und ihre Teildisziplinen) als physische wie auch abstrakte Orte, an denen Menschen mit anderen Menschen und Dingen interagieren, um
Alles was wir dabei tun können - und sollten - wir dabei auch beschreiben und transparent machen, da es sich dabei um unseren eigenen Forschungsprozess handelt, der wiederum von anderen Forscher*innen kritisch analysiert und im Zweifelsfall auch hinterfragt werden können soll. Letztendlich betreiben wir hier ja selbst Wissenschaft, und auch das können wir (und vor allem auch andere) aus einer Wissenschafts- und Technikforschungsperspektive heraus betrachten und Aussagen darüber machen.
"that fosters interdisciplinary and engaged scholarship in social studies of science, technology, and medicine (a field often referred to as STS)" (https://www.4sonline.org/what-is-4s/)
"Established in 1981 it is the organization which represents academics and researchers in the fields of science and technology studies, the social analysis of innovation and related areas of knowledge. It brings together a variety of disciplines and many of its members have qualifications in both natural science/engineering and social sciences. " (https://www.easst.net/about-easst/)
"Ludwik Flecks gegenwärtig so gut wie unbekannte Schrift »Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache« könnte unter günstigeren Umständen heute im Rang eines Klassikers der Wissenschaftstheorie stehen, vergleichbar etwa mit Poppers »Logik der Forschung« (1934). Ein Jahr nach Poppers Epoche machendem Werk erschienen, teilt es mit diesem sowohl Gegnerschaft wie Stoßrichtung: Auch Flecks Buch ist gegen die Wissenschaftsauffassung des »Wiener Kreises« geschrieben. Betonte Popper gegenüber dem statischen Theoriebegriff der logischen Empiristen den dynamischen Aspekt der Forschung, so geht Fleck jedoch entschieden weiter: er stellt den als selbstverständlich angenommenen Tatsachenbegriff selbst in Frage. Wissenschaft ist für ihn kein formales Konstrukt, sondern wesentlich eine Tätigkeit, veranstaltet von Forschergemeinschaften." (Fleck 1935/1980, pp. VII-VIII)
Was wir als Unmöglichkeit empfinden, ist nur Inkongruenz mit dem gewohnten Denkstil. Umwandlung der Elemente und vieles andere aus der modernen Physik, von der Wellentheorie der Materie ganz zu schweigen, galten vor unlängst als vollkommen »unmöglich«. Es existiert keine »Erfahrung an sich«, der man zugänglich oder unzugänglich sein könne. Jedes Wesen erlebt nach seiner Art und Weise. Gegenwärtige Erlebnisse verknüpfen sich mit früheren und verändern so die Bedingungen zukünftiger. Jedes Wesen macht also »Erfahrungen« in diesem Sinne, daß es während seines Lebens die Reaktionsweise ändert. Die spezifische wissenschaftliche Erfahrung stammt von besonderen, denkhistorisch und sozial gegebenen Bedingungen. Für sie wird nach traditionellen Mustern dressiert, aber man ist ihr nicht einfach zugänglich. (ibid, p. 66)
Jedes Erkennen bedeutet zunächst: bei bestimmten aktiv vorgenommenen Voraussetzungen die zwangsmäßig, passiv sich ergebenden Zusammenhänge festzustellen. (ibid, p. 85)
Wissenschaftlicher Denkstil der durch Herausbildung in der wissenschaftlichen Ausbildung "bis in kleinste Einzelheiten der Fachwissenschaften reicht" (ibid):
Denkstil ist nicht nur diese oder jene Färbung der Begriffe und diese oder jene Art sie zu verbinden. Er ist bestimmter Denkzwang und noch mehr: die Gesamtheit geistiger Bereitschaften, das Bereitsein für solches und nicht anderes Sehen und Handeln. Die Abhängigkeit der wissenschaftlichen Tatsache vom Denkstil ist evident. (ibid)
Ein Denkkollektiv ist immer dann vorhanden, wenn zwei oder mehrere Menschen Gedanken austauschen. Ein schlechter Beobachter, wer nicht bemerkt, wie anregendes Gespräch zweier Personen bald den Zustand herbeiführt, daß jede von ihnen Gedanken äußert, die sie allein oder in anderer Gesellschaft nicht zu produzieren imstande wäre. Eine besondere Stimmung stellt sich ein, der keiner der Teilnehmer sonst habhaft wird, die aber fast immer wiederkehrt, so oft beide Personen Zusammenkommen. Längere Dauer dieses Zustandes erzeugt aus gemeinsamem Verständnis und gegenseitigen Mißverständnissen ein Denkgebilde, das keinem der Zwei angehört, aber durchaus nicht sinnlos ist. Wer ist sein Träger und Verfasser? Das kleine zweipersonale Kollektiv. Kommt ein Dritter hinzu, so macht er die frühere Stimmung verschwinden und mit ihr die besondere schöpferische Kraft des früheren Denkkollektives; ein neues entsteht. (ibid, p. 60)
Ein Individuum gehört eben mehreren Denkkollektiven an. Als Forscher gehört es zu einer Gemeinschaft, mit der es arbeitet und oft unbewußt Ideen und Entwicklungen heraufbeschwört, die, bald selbständig geworden, sich nicht selten gegen ihren Urheber wenden. Als Parteimitglied, als Angehöriger eines Standes, eines Landes, einer Rasse usw. gehört es wiederum anderen Kollektiven an. Gerät es zufällig in irgendeine Gesellschaft, wird es bald ihr Mitglied und gehorcht ihrem Zwange. (ibid, p. 61)
sie bilden sich besonders um organisierte soziale Gruppen. Existiert eine größere Gruppe lange genug, so fixiert sich der Denkstil und bekommt formale Struktur. Die realisierende Ausführung dominiert über die schöpferische Stimmung, die auf ein gewisses diszipliniertes, gleichmäßiges, diskretes Niveau sinkt. In dieser Situation befindet sich die gegenwärtige Wissenschaft als spezifisches, denkkollektives Gebilde. Die Denkgemeinschaft deckt sich nicht vollkommen mit der offiziellen Gemeinschaft: zum Denkkollektiv einer Religion gehören alle wirklich Gläubigen, zur offiziellen Religionsgemeinschaft die formell Aufgenommenen, unbeachtet ihrer Denkstruktur. Man kann also zum Denkkollektiv einer Religion gehören, ohne in die Gemeinde formell aufgenommen zu sein, und umgekehrt. Auch ist die innere Struktur, die Organisation des Denkkollektivs verschieden von der Organisation der Gemeinschaft im offiziellen Sinne: die geistigen Führer und die Kreise, die um sie entstehen, decken sich nicht mit der offiziellen Hierarchie und Organisation. (ibid, pp. 135-136)
Die Fruchtbarkeit der Denkkollektivtheorie zeigt sich eben in ihrer Möglichkeit primitives, archaisches, kindliches und psychotisches Denken zu vergleichen und einheitlich zu untersuchen. Schließlich auch das Denken eines Volkes, einer Klasse, einer wie immer gearteten Gruppe. Ich halte das Postulat vom Maximum der Erfahrung für das oberste Gesetz wissenschaftlichen Denkens. Zeigt sich nun einmal die Möglichkeit vergleichender Erkenntnistheorie, so wird sie zur Pflicht. Der alte Standpunkt, der über normative Feststellungen vom »schlechten« und »guten« Denken nicht hinauskommt, ist überholt.
Man verstehe die hier dargelegten Ansichten nicht als Skeptizismus. Wir können sicher vieles wissen. Und wenn wir nicht nach altem Rezept »Alles« wissen können, so geschieht es einfach deshalb, weil mit der Bezeichnung »Alles« hier nicht viel anzufangen ist; denn mit jeder neuen Erkenntnis erscheint wenigstens ein weiteres neues Problem: das Untersuchen des Erkannten als solchen. So wird die Zahl der zu lösenden Probleme unendlich und die Bezeichnung »Alles« unsinnig.
Ebensowenig wie es ein »Alles« gibt, gibt es ein »Allerletztes«, ein Fundamentales, aus dem sich die Erkenntnis logisch aufbauen ließe. Das Wissen ruht eben auf keinem Fundamente; das Getriebe der Ideen und Wahrheiten erhält sich nur durch fortwährende Bewegung und Wechselwirkung. (ibid, p. 70)
Anti-Jewish pogroms began, and Germans also started to murder university professors of Polish origin. Fleck and his wife survived, probably because Rudolf Weigl included him on the list of employees of the Lvov Institute of Research on Typhus and Viruses. In August 1941, Germans resettled Fleck to the Lvov ghetto, where he developed and produced an anti-typhus vaccine from the urine of sick people. He was then relocated with his family to the area of the pharmaceutical company Laokoon and tasked with producing an anti-typhus vaccine for German soldiers. Finally he and his wife and son were deported to the concentration camp in Auschwitz. At first he was forced to do physical labor, but later he was transferred to the camp’s hospital with the assignment to conduct bacteriological tests on prisoners. In December 1943 Fleck was transferred to the concentration camp in Buchenwald. There a group of prisoners—scientists and medical doctors of various nationalities—led by a scientifically illiterate German doctor produced an anti-typhus vaccine. (Sady 2021)
"The scientist's claim to “his” intellectual “property” is limited to that of recognition and esteem which, if the institution functions with a modicum of efficiency, is roughly commensurate with the significance of the increments brought to the common fund of knowledge." (ibid)
The communism of the scientific ethos is incompatible with the definition of technology as “private property” in a capitalistic economy. Current writings on the “frustration of science” reflect this conflict. Patents proclaim exclusive rights of use and, often, nonuse. [...] As a defensive measure, some scientists have come to patent their work to ensure its being made available for public use. Einstein, Millikan, Compton, Langmuir have taken out patents. Scientists have been urged to become promoters of new economic enterprises. Others seek to resolve the conflict by advocating socialism. These proposals - both those which demand economic returns for scientific discoveries and those which demand a change in the social system to let science get on with the job - reflect discrepancies in the conception of intellectual property. (ibid)
slido.com : #2062598
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